21.02.2025 - EIFEL Produzent REWE Stenten diskutiert
Prepack-Theke – eine Chance für die Zukunft
Bild © Peter Eilers: Markus Wörmann diskutierte mit Rocco Capurso und Max Stenten zum Thema „Prepack-Theken.“ (v.l.n.r.)
Die Bedienungsabteilungen im Handel befinden sich im Umbruch. Personal, das mit Wissen und Begeisterung an die Arbeit geht, ist in vielen Regionen schwer zu finden. Ist die Vorverpackungstheke das Allheilmittel, um die Bedientheke in Zukunft zu retten? Eine Diskussion, die auch auf dem Fleischkongress der LP geführt wurde.
Rocco Capurso, Inhaber von fünf Edeka Capurso Märkten im Remstal bei Stuttgart, und Max Stente, Inhaber von zwei Rewe Stenten Märkten in Aachen, nahmen an der Podiumsdiskussion „Prepack – Fluch oder Chance“ teil. Beide Inhaber sind bekennende Fans der Bedientheke: So verwundert es nicht, dass die Märkte der beiden Diskutanten sehr bedienthekenlastig sind und die Bedientheke im Markt von Max Stenten im vergangenen Jahr sogar ein Plus von 14 Prozent verzeichnen konnte.
Rocco Capurso mit neuem Testkonzept
Auch wenn Rocco Capurso der Bedientheke, die bereits den Fleischstar der Lebensmittel Praxis gewonnen hat, große Bedeutung beimisst: „Wir wollen beides: Bedientheke und Vorverpackung“. In einem Markt hat er deshalb ein neues „Testkonzept eingeführt, das sehr gut funktioniert. Das neue Konzept umfasst sowohl die Bedientheke als auch den Bereich neben der Theke, in dem Capurso abgepacktes Fleisch anbietet. Hier werden die am häufigsten nachgefragten Fleischstücke für die Kunden abgepackt. Derzeit liegt das Verhältnis im „Testmarkt“ bei 80 Prozent Bedientheke und 20 Prozent Vorverpackung. Das Fleisch wird noch von Hand verpackt, ohne Verpackungsmaschine. Das geschieht, so Capurso, von den Metzgern und Mitarbeitern direkt hinter der Theke vor den Augen der Kunden. Das neue Konzept wird demnächst in einem zweiten Capurso-Markt eingeführt.
Service, Beratung und Vertrauen als Erfolgskonzept
In den Märkten von Max Stenten in Aachen wird noch nicht so viel Wert daraufgelegt, alles auf Prepack umzustellen. Bei der Vorverpackung gehe oft wertvolle Zeit verloren, die er lieber in den Thekendienst investieren würde, so Stenten. Der Händler ist sich aber sicher, dass Prepack in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen wird, ähnlich wie bei den Nachbarn in den Niederlanden. Dort ist Convenience ein großes Thema, und er glaubt, dass sich dieser Trend in den nächsten 10 bis 15 Jahren auch in Deutschland stärker durchsetzen wird. „Wir versuchen, dem entgegenzuwirken, indem wir uns jetzt darauf vorbereiten und einen besseren Service bieten als andere. Seine Stärken sieht er nach wie vor an der Bedientheke: „Wir legen großen Wert darauf, unsere Mitarbeiter in Sachen Warenkunde zu schulen, damit sie den Kunden vermitteln können, dass unsere Produkte regional und etwas Besonderes sind“.
Das Fleisch zum Beispiel stammt von Weiden, die nur zehn Kilometer vom Markt entfernt liegen. Eine Information, die seine Kunden zu schätzen wissen. Bei Prepack geht dieser persönliche Austausch oft verloren. Der typische Prepack-Kunde habe oft wenig Zeit und wolle schnell bedient werden, ohne an der Theke warten zu müssen, sagt Stenten.
Persönliche Beratung wird auch bei Rocco Capurso großgeschrieben. Der Prepack-Bereich im Testmarkt ist direkt an die Theke angeschlossen, so dass immer ein Mitarbeiter für eine Beratung zur Verfügung steht. „Aber wie bei vielen Warengruppen ist Vertrauen das A und O. Die Prepack-Ware muss von erstklassiger Qualität sein und den Standards unseres Marktes entsprechen“, sagt Capurso. Wenn ein Kunde Prepack-Produkte kauft und feststellt, dass die Qualität nicht der von Thekenware entspricht, ist er enttäuscht. In einem solchen Fall könne man die Prepack-Abteilung gleich schließen, meint der Inhaber.
Max Stenten sieht derzeit keine große Notwendigkeit, sich intensiv mit dem Thema Prepacking zu beschäftigen. Der wirtschaftliche Erfolg seiner Bedientheken gibt ihm Recht. Er ist überzeugt, dass die guten Theken in Deutschland in den nächsten Jahren noch stärker werden, weil die weniger guten aufgeben. Das wird auch ihm wieder Umsatz bringen.
Mehr Platz für Handwerk und Spezialitäten
Rocco Capurso glaubt, dass seine Theken in Zukunft mehr Platz für handwerkliche Produkte bieten könnten. Er fragt sich, ob er wirklich alles in der Bedientheke anbieten muss. „Müssen unsere teuren Metzger wirklich Hackfleisch verkaufen? Vielleicht könnten wir bestimmte Produkte in die Selbstbedienungstheke oder in die Vorverpackungstheke verlegen, wo der Kunde genau weiß, was er kauft. So bleibt in der Theke mehr Platz für hochwertige, besondere Produkte, die auch für den Händler finanziell attraktiv sind.
Prepack als Chance statt Bedrohung
Beide Inhaber sind sich einig, dass Käse in Fertigpackungen bereits weiter verbreitet ist als Wurst und Fleisch. „Ich denke, das liegt daran, dass es für uns in den Märkten einfacher ist, Käse in Fertigpackungen anzubieten. Der Kunde greift gerne zu, auch wenn er es nicht auf dem Einkaufszettel hat. Bei Fleisch ist das anders“, sagt Capurso. Das Wachstumspotenzial für Käse in Fertigpackungen will auch Max Stenten nutzen und beim nächsten Umbau seiner Märkte stärker berücksichtigen. Ziel ist eine einladende Präsentation, die den Kunden zum Kauf animiert.
Capurso schließlich sieht das Thema Prepack nicht als Bedrohung, sondern als Chance. „Wenn ich an die nächsten 10 bis 15 Jahre denke, hat der Handel die Möglichkeit, mit Prepack-Theken Umsatz und Gewinn zu steigern. Aber mein Herz schlägt immer noch für die Theke und die Kommunikation dort, vor allem mit meinen Metzgern.“